Aynur Arabians Endurance Stable 

44

 

4

 
   
   

Distanzreiten was ist das?

 

Distanzreiten (engl. Endurance Riding) ist ein Pferdesport, in dem es darum geht, eine große Entfernung zu Pferd so schnell wie möglich zu überwinden. Dabei kommt es auch darauf an, die Pferde nicht zu überfordern.
Eintages-Distanzritte werden auf Strecken ab 5 bis ca. 160 Kilometer ausgetragen. Daneben gibt es noch (seltener) Mehrtageswettbewerbe wie die Ritte "Wien-Budapest" und der „Trabweg West“, der vom Elsassan die Nordsee führte.
Auch wenn der Distanzsport ein Wettkampf „gegen die Uhr“ ist, nehmen viele Teilnehmer nach dem Motto „Angekommen ist gewonnen“ teil.

 


Der Sport

Ziel eines Distanzrittes ist es, ein Pferd in einer vorgegebenen Geschwindigkeit über eine ebenfalls vorgegebene Strecke zu reiten. Diese ist meist markiert, es gibt aber auch unmarkierte Kartenritte, auf denen der Reiter die Strecke anhand der Karte selbst finden muss. Bei den meisten langen Ritten starten alle Teilnehmer gleichzeitig (Massenstart). Das vorgeschriebene Mindesttempo darf nicht unterschritten werden. Sieger ist das Pferd, das zuerst durchs Ziel geht und die nachfolgende tierärztliche Untersuchung ohne Beanstandungen übersteht.

Das Wohlergehen des Pferdes hat oberste Priorität. Der Reiter muss Tempo und Reitweise darauf einstellen, wie gut sein Pferd geht und wie es mit den Bodenverhältnissen zurecht kommt. Gegebenenfalls muss er bereit sein, auf eine Platzierung zu verzichten, um sein Pferd nicht zu überfordern. Kondition und Gesundheitszustand des Pferdes werden vor dem Start und nach dem Zieleinlauf von Tierärzten überprüft, bei längeren Ritten auch in einer bis zu 40 Minuten langen Pause. Pferde, die vom Tierarzt für reituntauglich erklärt werden, müssen ausscheiden. So wird sichergestellt, dass kein Pferd bleibende Schäden davonträgt.

Das als Hochleistungssport betriebene Distanzreiten erfordert umfangreiche Vorbereitungen und viel Training, damit die körperliche Fitness von Pferd und Reiter den gestellten Anforderungen genügen. Dazu gehört eine entsprechende Pferdehaltung, d. h. eine auf das Pferd und die zu erbringende Leistung abgestimmte Fütterung, Training im offenen Gelände, und viel Weidegang, damit das Immunsystem und die Muskulatur gestärkt werden können.

Ein Traum vieler Distanzreiter ist die Teilnahme an einem Hundertmeiler (160 km in 24 Stunden). Da Distanzritte in unterschiedlichen Längen ausgeschrieben werden, können Neulinge klein anfangen und laufen nicht Gefahr, ihr Pferd und sich selbst zu überfordern und zu überschätzen. So kann man allmählich seine Anforderungen steigern. Es kann viele Jahre dauern, bis man das Ziel „160 km“ erreicht.

Den meisten Distanzreitern gefällt an diesem Sport, dass sie ständig Neues über ihr Pferd und dessen natürliche Fähigkeiten erfahren; sie müssen sich bei jedem Ritt neuen Anforderungen stellen und dann beurteilen, wie das Pferd darauf reagiert. Hinzu kommen, je nach Austragungsort, verschiedene landschaftliche Erlebnisse, welche für Pferd und Reiter reizvoll sind.

 

Die Anfänge

Frühe Kulturen machten ihre Soldaten beritten und ließen sie Tausende von Kilometern zurücklegen, wobei sie Unwetter, Hunger und Erschöpfung ertragen mussten.

Die erste Trainingsanleitung der Geschichte stammt vom Mittanier Kikkuli aus dem 15. Jahrhundert v. Chr. Sein Pferdetext ist ein taggenaues Programm zur Fütterung, Pflege, Haltung und Training von Kriegs(wagen)pferden, um sie in die Lage zu versetzen zum Abschluss des Programms eine Strecke von rund 1.000 km in 7 Nächten zurückzulegen.

Die Perser entwickelten das erste regelrechte Kommunikationssystem - ebenfalls mit Hilfe des Pferdes. Poststationen wurden in Abständen von einem Tagesritt eingerichtet, so dass eine Strecke von 2.400 Kilometern durch regelmäßigen Pferdewechsel in 7 bis 14 Tagen abgeritten werden konnte. 1.800 Jahre später führte Dschingis Khan, dessen Reiter etwa 240 Kilometer am Tag zurücklegten, ein ähnliches System ein.

Der legendäre Pony-Express wurde 1860 eröffnet: Eine Reihe von Reitern beförderte Post zwischen Missouri und San Francisco, zum Teil durch Gebiete, in denen feindselige Indianer lebten - auf einer Gesamtstrecke von 3.145 Kilometern durch Missouri, Kansas, Nebraska, Colorado, Wyoming, Utah und Nevada nach Sacramento in Kalifornien. Zu seiner Blütezeit hatte der Pony-Express 100 Reiter, 190 Relaisstationen, 400 Angestellte entlang der Strecke und setzte im Laufe von nur zehn Tagen 400 Pferde ein. Der schnellste Ritt ging über eine Strecke von 193 km in 8 Stunden und 10 Minuten. Wegen der großen Verluste bestand der Pony-Express nur zwei Jahre.

Zu einem eigenständigen Sport wurde das Distanzreiten vermutlich zum Ende des 19. Jahrhunderts in Europa. Es wurden, forciert durch das Militär, einige harte Rennen geritten, zum Teil mit fatalen Folgen, denn viele Pferde starben an Erschöpfung. Das längste Rennen der Art war der Distanzritt Wien-Berlin (Berlin-Wien) 1892, ca. 572 km, an dem Soldaten der Deutschen und der Österreichisch-Ungarischen Armee teilnahmen. Das Rennen wurde mit einer Zeit von 71 Stunden und 27 Minuten gewonnen; der Sieger war bis auf kurze Rasten von insgesamt ca. 11 Stunden ununterbrochen unterwegs. Bis zum Ende der darauf folgenden Woche waren 25 Pferde aus dem Teilnehmerfeld, darunter auch das des Siegers, verendet. Distanzreiten geriet als Sportart dadurch in Verruf, auch zeigte das Militär kein Interesse mehr daran, weil mit Eisenbahn, Automobil und Fahrrad schnellere Transportmittel zur Verfügung standen.

Wesentlich zum Comeback des Distanzreitens beigetragen hat der erste in der Nachkriegszeit, seit 1955 in fast ununterbrochener Folge bis in die Gegenwart ausgerichtete moderne, mit Tierarztkontrollen ausgestattete Distanzritt Western States Trail Ride 100 Miles One Day (genannt Tevis-Cup) von Robie Park beim Lake Tahoe durch die Sierra Nevada nach Auburn in Kalifornien. In Deutschland fanden die ersten Distanzritte in der Nachkriegszeit 1969 in Ankum statt, veranstaltet durch den Equitana-Gründer Wolf Kröber. Bei diesen ersten Ritten (50 km) gab es aber wiederum tote Pferde. Der erste deutsche Hundertmeiler war der durch den Feukreis veranstaltete Ritt Hamburg-Hannover (seit 1974). Feuerkreis und Fachausschuss Distanzreiten (Vorläufer des VDD) gaben sich erste Regelwerke, in deren Mittelpunkt der Schutz der Pferde standen.

 


Tempo und Zeit

In der Ausschreibung muss nach deutschem Reglement für jeden Wettbewerb eine Höchstzeit festgelegt werden, die nicht überschritten werden darf. Diese orientiert sich bei Mittleren und Langen Distanzwettbewerben an der zu erwartenden Bestzeit, die verdoppelt wird. Dabei wird Tempo 7 bis 9 als zu erwartender Wert betrachtet. Bei Einführungsritten und Kurzen Distanzwettbewerben wird die Höchstzeit, je nach Geländebeschaffenheit, bei Tempo 8 bis 12 angesetzt. Die Tempoangaben T1 bis T12 geben Auskunft über die Minuten, die pro zurückzulegendem Kilometer benötigt werden: T1 bedeutet etwa eine Minute, T12 steht für ca. 12 Minuten pro Kilometer.

Auch in den USA ist die Zeit für Distanzritte begrenzt. Die erlaubte Höchstzeit für Limited Distance liegt bei 6 Stunden, bei Endurance-Wettbewerben dürfen 12 Stunden für 80 km und 24 Stunden für 160 km nicht überschritten werden. Die schnellsten Ritte für 160 km liegen je nach den Bedingungen meist bei 8-10 Stunden.

Die Aufgabe des Reiters liegt darin, eine optimale Durchschnittsgeschwindigkeit zu erzielen. Nach Erhalt der Startunterlagen informiert er sich anhand der angefügten Karte über das zu erwartende Gelände: Berge, Straßen und steinige Wege lassen beispielsweise kein schnelles Reiten zu, hingegen kann auf offenem Gelände und guten Wegen ein hohes Tempo anvisiert werden. Auf Basis der Informationen über die Strecke berechnet der Reiter die erreichbare Geschwindigkeit mit einem Taschenrechner.

Den Reitinformationen kann man entnehmen, wie viele Kontrollpunkte der Betreuer anfahren kann, um das Pferd und den Reiter zu verpflegen und zu kühlen. Auch dieser Ablauf muss zeitlich abgestimmt sein. Reiter und Betreuer arbeiten idealerweise mit aufeinander abgestimmten Stoppuhren.

 


Gangarten